13.05.2024 @ 13:54

Schreiben, Kunst & Persönlichkeit

Jeder von uns kennt einen Füller. Das Schreiben fällt uns damit leicht und wir können seitenlange Aufsätze, Briefe oder Ähnliches verfassen. Wir haben sogar die Auswahl zwischen dickeren und dünneren Federspitzen, oder blauer, grüner und schwarzer Tinte. Ganz egal welche Form, Verarbeitung und welchen Schriftzug wir erzielen wollen - uns stehen alle Türen offen.  Wenn wir in einen Schreibwarenladen gehen, werden wir sichtlich erschlagen von der riesigen Auswahl an Füllermodellen. Somit ist es durchaus möglich, dass man ein paar Tage überlegen und sich ausführlich beraten lassen muss, bis man das passende Exemplar gefunden hat.
1517 war diese Vielfalt unvorstellbar. In der Frühphase der Reformation, also zu Luthers Zeit, gab es Firmen wie Lamy, Pelikan oder Stabilo nicht. GänsefederEine Feder war alles, womit die Menschen sich zufrieden gaben. Nach jedem 2. Buchstaben galt es, erneut in das Tintenfass einzutauchen. Die seitenlangen Texte, die wir heute in vielleicht 2  Stunden schreiben, dauerten damals 2 Tage. Das sanfte Schreibgefühl kannte man kaum. Meistens war eher ein Kratzen der Feder auf dem Papier zu spüren. Es bedarf also einiges an Übung, bis man „den Dreh raus hatte“. 
Und genau diese Übungen haben wir, Schüler der Klasse 12 vom Philipp-Melanchthon-Gymnasium in Herzberg, in unserem Projekt durchgeführt. 14 Schüler der 8. Klassen durften ihr Schreibtalent mit einer echten Gänsefeder unter Beweis stellen.

Das sollte aber noch lange nicht genügen. Die Jugendlichen beschäftigten sich zuvor mit den Thesen Luthers, wählten 5 Stück aus, mit denen sie sich identifizieren konnten, und schrieben diese letztendlich mithilfe der Feder auf ihr Kunstprojekt.
Kunstprojekt? Das war der 3. Teil unserer Arbeit. Die Schüler gestalteten eine eigene Lutherrose. Natürlich wollten wir, dass sie sich selbst dabei verwirklichen konnten…
Farben haben bekanntlich unterschiedliche Wirkungen und Bedeutungen. Somit stellten wir ihnen die Farbwahl frei. Grün, für Ausgeglichenheit und Hoffnung, wurde überwiegend von den Jungs verwendet, Gelb (Lebensfreude und Optimismus) eher von den Mädchen.
In das Herz der Rose durften sie Zeichen und Dinge malen, die für ihre Persönlichkeit stehen. Anschließend gestaltete jeder sein eigenes Wappen.

LutherroseWappenAm 2. Projekttag tauchten die Kinder in die vergangene Zeit ein, in der Luther sogar durch uns benachbarte Dörfer strich und für seine Überzeugungen kämpfte. Ulf Lehmann beschäftigt sich schon lange mit dem Thema „Reformation“. Er hat sich auf die regionalen Ereignisse spezialisiert, die in unserer Umgebung stattfanden. In einer knappen Stunde hörten ihm die Schüler aufmerksam zu. Mit einem anschließenden Film über das Thema konnten wir zu Recht behaupten, unseren Wissenshorizont und vor allem den unserer Gruppe um Einiges erweitert zu haben.
Anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums haben wir ein Projekt gestaltet, bei dem die Schüler erkannt haben, wie viel sich in dieser Zeit entwickelt hat, was uns aus dieser Zeit erhalten geblieben ist und wie nah uns Luther und die Reformation im Elbe – Elster Kreis sind.